Groß oder klein? Das ist eines der häufigsten Rechtschreibungsprobleme. In diesem Artikel erfahren Sie nicht nur, wie ob man Farben groß oder kleinschreibt, sondern auch ein paar Faustregeln, mit denen Ihnen die Groß- und Kleinschreibung leichter fallen kann.

Endlich ist es Frühling: Es duftet, auf den Wiesen blühen bunte Blumen, und alles strahlt in weiß, gelb und grün. Oder in Weiß, Gelb und Grün? Falls Sie sich das auch jedes Mal fragen, wenn Sie über Farben schreiben, sollten Sie diesen Artikel lesen. Ich kann Sie ermutigen: Sie sind nicht allein. Viele wissen nicht, ob sie Farben groß- oder kleinschreiben sollen. Dabei ist es eigentlich ganz einfach.

Ich zeige ich Ihnen aber nicht nur, ob Sie Farben groß- oder kleinschreiben. Darüber hinaus erfahren Sie, wie Sie mit einfachen Faustregeln herausfinden können, ob Sie ein Wort groß- oder kleinschreiben müssen. Dabei ist eines ganz wichtig: die Wortart. Und damit legen wir jetzt los.

Farben groß oder kleinschreiben? Von der Wortart hängt es ab!

Jedes Wort in einem Satz hat eine bestimmte Funktion. Die Frage, ob man ein Wort groß- oder kleinschreiben soll, können Sie ganz einfach beantworten, wenn Sie wissen, welche Aufgabe es im Satz hat. Bei Farbwörtern sind zwei Wortarten möglich:

  • Substantive
  • Adjektive

Und die schauen wir uns jetzt an. Wir beginnen mit den Adjektiven.

Adjektive: Die rosa Blüten

In der Schule haben Sie Adjektive vermutlich als „wie“-Worte kennengelernt. Und das passt noch immer. Ein Adjektiv soll nämlich beschreiben, wie etwas ist. Ein paar Beispiele:

  • An den Bäumen sind grüne Zweige.
    (Wie sind die Zweige? Grün.)
  • Überall sind schöne rosa Blüten.
    (Wie sind die Blüten? Schön und rosa.)

Was Ihnen sicher auffällt: In jedem Beispiel sind die Farbworte kleingeschrieben. Und immer beziehen sie sich auf ein großgeschriebenes Wort, ein sogenanntes Hauptwort. Bei den Beispielen sind das der Zweig, die Blätter und die Blüten.

Ein Adjektiv funktioniert aber nur dann, wenn es sich auf mindestens ein Hauptwort bezieht. Sonst ergibt es keinen Sinn. Das heißt natürlich nicht, dass Adjektive nicht auch mal allein stehen können. Dazu ein Beispiel:

  • „Welche Farbe hat der Zweig?“
  • „Grün.“

Hier steht zwar das Adjektiv „Grün“ allein, doch die Aussage ergibt trotzdem Sinn, weil sich das „Grün“ auf den Zweig in der Frage bezieht. Doch üblicherweise kommt ein Adjektiv selten allein.

Adjektive werden grundsätzlich kleingeschrieben. Es gibt nur wenige Ausnahmen, in denen sie großgeschrieben werden können. Das können Sie machen, wenn sie zusammen mit einem Hauptwort einen feststehenden Begriff bilden. Das ist zum Beispiel möglich beim Gelben Trikot bei der Tour de France oder bei der Roten Karte im Fußball. Doch auch das ist eher die Ausnahme. Wenn sie Farbwörter kleinschreiben, die ein Adjektiv sind, sind sie immer auf der richtigen Seite.

Bei Adjektiven gibt es noch eine weitere Besonderheit: Sie können Adjektive nämlich auch als Adverbien verwenden.

Adjektive als Adverbien: Die Kirschen blühen rosa

Man kann Adjektive auch anders verwenden, nämlich als Adverbien. Dann beschreibt man nicht, wie ein Hauptwort ist, sondern, wie eine Handlung, ein Zustand oder ein Prozess ist. Bei Farben sieht das beispielsweise so aus:

  • Die Kirschbäume blühen rosa.
    • (Wie blühen die Kirschbäume? Rosa.)
  • Die Äste leuchten gelb vor lauter Blüten.
    • (Wie leuchten die Äste? Gelb.)

Auch dann werden die Farbwörter immer kleingeschrieben. Und auch dann brauchen sie immer ein anderes Wort, auf das sie sich beziehen. Das ist in diesem Fall das Verb. Hier sind das: „blühen“ und „leuchten“.

Wenn Sie sich fragen, ob Sie Farben groß- oder kleinschreiben sollen und es mit Adjektiven zu tun haben, sollte es keine größeren Probleme geben. Die gehen erfahrungsgemäß meistens bei der dritten Wortart los: den Substantiven.

Substantive: Das schöne Rosa der Blüten

Ein Substantiv ist ein Hauptwort, das Wort, um das es im Satz geht: Es macht etwas oder etwas wird mit ihm gemacht. Das geht auch mit Farben:

  • „Ich mag die Farben Grün, Gelb und Weiß.“
  • „Das schöne Rosa der Blüten.“
  • „Die Zweige blühen in Grün.“

Diese Beispiele schauen wir uns nun etwas genauer an.

Im ersten Satz geht es darum, welche Farben ich mag. Ich schreibe also über die Farben selbst. Deshalb muss ich sie großschreiben. Wenn ich die Farben kleinschreiben würde, wäre das nicht nur ein Rechtschreibfehler. Der ganze Satz würde keinen Sinn mehr ergeben:

Ich mag die Farben grün, gelb und weiß.

Wenn ich das so schreiben würde, dann würde ich beschreiben, wie ich Farben mag, nämlich grün, gelb und weiß. Und das ist natürlich Quatsch. Man kann eine Farbe nicht grün mögen.

Der zweite Satz ist einfach, denn hier geht es um die Farbe Rosa.

Der dritte Satz ist schon interessanter, denn hier sind wir bei einer häufigen Rechtschreibungsfrage:

Was ist korrekt: in Grün oder in grün?

In diesem Satz geht es darum, in welcher Farbe die Zweige blühen, nämlich in Grün. Doch viele würden jetzt schreiben:

Die Zweige blühen in grün.

Und das ist falsch, zumindest seit der Rechtschreibreform. Warum ist „in Grün“ korrekt? Weil hier ein Wort, das eigentlich ein Adjektiv ist, zu einem Hauptwort gemacht wurde. Und sobald das passiert, wird das neue Hauptwort auch wie ein solches behandelt: Es wird großgeschrieben.

Damit Sie in Zukunft leichter herausfinden, ob Sie es mit einem Hauptwort zu tun haben oder nicht, zeige ich Ihnen nun, woran Sie ein Hauptwort erkennen können.

Hauptwörter erkennen: Artikel

Egal ob bei Farbwörtern oder allem anderen: Ein Hauptwort erkennen Sie immer daran, dass ein Artikel davorsteht, also „der“, „die“ oder „das“. Ein einfaches Beispiel:

Das Grün der Zweige ist wunderschön.

Hier steht der Artikel „das“ vor dem Hauptwort „Grün“. So ist „Grün“ ganz klar ein Hauptwort: Sie schreiben es groß. Das gilt auch, wenn theoretisch ein Artikel vor das Wort passen würde.

Doch das ist nur ein Hinweis, an dem Sie ein Hauptwort erkennen können. Es gibt noch zwei weitere: Adjektive und Präpositionen.

Hauptwörter erkennen: Adjektive

Manchmal steht zwischen Artikel und Hauptwort ein Adjektiv, mit dem das Hauptwort näher beschrieben werden soll:

Das satte Grün der Zweige ist wunderschön.

Hier steht das Adjektiv „satte“ zwischen „das“ und „Grün“.

Und da haben wir auch schon eine hilfreiche Faustregel, mit der Sie erkennen können, ob ein Wort ein Hauptwort ist oder nicht:

Passt ein Adjektiv vor das Wort, ist es ein Hauptwort.

Wenn Sie also das nächste Mal beim Schreiben zweifeln, ob Sie ein Wort groß- oder kleinschreiben sollen, können Sie einmal versuchen, in Gedanken ein Adjektiv oder einen Artikel davorzusetzen. Wenn das möglich ist, haben Sie es höchstwahrscheinlich mit einem Hauptwort zu tun.

Die nächste Faustregel führt uns wieder zurück zu den Artikeln. Genauer gesagt: zu Artikeln, die nicht da sind. Und zu einer weiteren Wortart: Präpositionen.

Hauptwörter erkennen: Präpositionen

Präpositionen verbinden Wörter und Wortgruppen in einem Satz miteinander. Eine Präposition ist  beispielsweise das Wort „in“:

„Die Zweige blühen in Grün.“

Hier wird nach der Präposition großgeschrieben. Aber Achtung: Das ist nicht immer so, deshalb ist das hier auch keine Regel, sondern eine Faustregel. Ein Beispiel:

Für heute reicht es mir mit der Rechtschreibung.

In diesem Fall ist „Für“ die Präposition. Das Wort danach, „heute“, wird aber kleingeschrieben. Warum?

Weil Sie keinen Artikel vor „heute“ setzen können. Denn das würde keinen Sinn ergeben:

Für das Heute reicht es mir mit der Rechtschreibung.

Etwas seltsam, finden Sie nicht? Dasselbe gilt übrigens bei vielen anderen Präpositionen, ein Beispiel:

Für alle ist es besser, wenn ich nicht da bin.

Wenn „alle“ großgeschrieben werden müsste, dann sollte es möglich und sinnvoll sein, in Gedanken einen Artikel davor zu setzen:

Für die Alle ist es besser, wenn ich nicht da bin.

Doch das ist Quatsch, denn wer oder was sind „die Alle“?

Bei „in Grün“ ist es möglich, einen Artikel vor „Grün“ zu setzen:

Die Zweige blühen in dem Grün.

Das klingt natürlich etwas sperrig, weil wir so normalerweise nicht sprechen, aber das hier ist ja auch nur ein Gedankenexperiment.

Wir können das Gedankenexperiment noch etwas weiter führen und versuchen, in Gedanken ein Adjektiv vor „Grün“ zu setzen. Und siehe da, es funktioniert:

Die Zweige blühen in sattem Grün.

Das ergibt Sinn. Versuchen wir das einmal bei dem Beispiel mit „alle“:

Für die blöden Alle ist es besser, wenn ich nicht da bin.

Das funktioniert nicht, „die blöden Alle“ ergibt keinen Sinn. Also wird es nicht großgeschrieben.

Es ist also gar nicht so schwer, herauszufinden, ob Sie es mit einem Hauptwort zu tun haben oder nicht. Alles, was Sie machen müssen, ist ein wenig probieren.

Der Hauptwort-Check

Wenn Sie beim nächsten Mal unsicher sind, ob Sie irgendein Wort inklusive Farben groß- oder kleinschreiben müssen, können Sie also versuchen,

  • ob Sie einen Artikel vor das Wort setzen und
  • ob Sie ein Adjektiv vor das Wort setzen können.

In mindestens einem dieser beiden Fälle muss der Satz immer noch Sinn ergeben. Im allerbesten Fall in beiden.

Mit diesen beiden Faustregeln können Sie viele Hauptwörter erkennen und sich oft korrekt entscheiden, ob Sie groß- oder kleinschreiben müssen. Doch wie jede andere Faustregel werden Sie auch hier Ausnahmen finden. Dann hilft wie immer nur der Blick ins Wörterbuch.

Und weil es schöner ist, Farben zu sehen als über sie zu schreiben, zeige ich Ihnen jetzt noch ein paar Bäume und Gräser in sattem Grün:

Farben groß- oder klein

Bildnachweise

Pixabay (MichaelGailda, k_r_craft)

Grün geht es auch in diesem Artikel zu: Auf der Suche nach der richtigen Zeit: Zeitformen in wissenschaftlichen Texten