Das Komma macht oft Probleme, vor allem zusammen mit dem Wort „und“. Das muss nicht sein! In diesem Artikel erfahren Sie ein paar einfache Regeln, mit denen Sie einige Ihrer Kommafehler zukünftig vermeiden können.

Vielleicht hat Ihre Deutschlehrerin Ihnen das früher auch immer gesagt:

 „Kein Komma vor und!“

So war das zumindest bei mir. Und lange habe ich habe mich daran auch gehalten. Bis ich, ein paar Schuljahre später, irgendwann dann lernte, dass vor „und“ sehr wohl ein Komma gesetzt werden kann und manchmal sogar muss, und zwar öfter, als ich dachte.

Dann war ich verwirrt: „Wann setze ich denn nun ein Komma?“ „Warum haben mir meine Deutschlehrerinnen damals bloß so einen Mist beigebracht, die haben das doch studiert?“

Vielleicht lag es ja auch daran, dass ich Lesen und Schreiben in der Pfalz gelernt hatte, da ist ja auch sonst vieles anders. Als ich dann irgendwann nach Hessen kam, lernte ich auf einmal viele neue Dinge, unter anderem auch über das Komma und das „und“.

Wie ist das bei Ihnen?

Vielleicht kämpfen Sie ja auch mit dem Komma, vor allem mit der Verbindung von Komma und „und“. Wenn das so ist, dann finden Sie hier Hilfe.

Das „und“ und das Komma: eine Faustregel

Wann muss denn nun ein Komma vor das „und“? Kurzantwort:

Nicht immer, aber öfter, als Sie denken!

Um das zu verstehen, ist es wichtig, zunächst zu begreifen, wofür das „und“ eigentlich gut ist.

Das „und“

Das Wort „und“ verbindet Wörter, die zusammengehören, zum Beispiel bei Aufzählungen:

“Ich mag Spinat, Brokkoli und Zucchini“.

In diesem Fall wird natürlich kein Komma vor das „und“ gesetzt. Ob „Spinat“, „Brokkoli“ oder „Zucchini“: Ich mag sie alle gleichermaßen.

Es sieht erst dann anders aus, wenn ich eines dieser Wörter näher beschreiben möchte. Ein Beispiel:

„Ich mag Spinat, Brokkoli, der noch knackig ist, und Zucchini“.

Hier ist es passiert: Ein Komma steht vor dem „und“. Und nun? Schauen Sie sich den Satz noch einmal an. Sie sehen, dass zwischen „Brokkoli“ und „und“ ein Komma ist. Die Wörter, die von diesem Komma umschlossen sind, beschreiben den Brokkoli näher: „[…] der noch knackig ist“.

Da sehen Sie schon einen klassischen Fall, wann ein Komma vor „und“ gesetzt werden muss: am Ende der näheren Beschreibung eines Satzteiles. Deshalb eine einfache Regel:

Wenn Sie einen Satzteil näher beschreiben, dann ist diese Beschreibung immer von Kommas umschlossen!

Wenn Sie sich an diese Regel halten, können Sie schon einige Kommafehler vermeiden.

Wann ein Komma vor „und“ gesetzt werden muss

Das Komma muss in folgenden Fällen vor das „und“:

  • nachgestellte Beisätze (Appositionen)
  • Nebensätze
  • mit Komma abgegrenzte Infinitivgruppen
  • bei einer angefügten Ergänzung oder Erläuterung

Was das alles heißt? Das zeige ich Ihnen jetzt Schritt für Schritt, von innen nach außen. Wir starten bei Kommas mitten im Satz.

Nachgestellte Beisätze (Appositionen)

Das Komma muss vor das „und“, wenn es einen nachgestellten Beisatz vom restlichen Satz trennt (eine sogenannte Apposition). Was zur Hölle ist ein „nachgestellter Beisatz“? Zum Beispiel so etwas:

“Ich mag Spinat, Brokkoli, mein Lieblingsgemüse, und Zucchini“.

Der Zusatz „mein Lieblingsgemüse“ ist kein vollständiger Satz. Sie ist eine Apposition: eine kurze nähere Beschreibung, in diesem Fall des Brokkolis. Mit dieser Apposition drücke ich aus, dass Brokkoli mein Lieblingsgemüse ist. Wenn man ihn weggläst, ist der Satz immer noch sinnvoll.

Jede Apposition beginnt und endet mit einem Komma, auch wenn nach dem Ende der Apposition ein „und“ steht!

Nebensätze

Ein Komma muss vor „und“ gesetzt werden, wenn es einen eingeschobenen Nebensatz vom restlichen Satz trennt. Was heißt denn das schon wieder? Ist das nicht das Gleiche wie oben? Nein, denn das oben war nur eine Phrase, jetzt kommt ein Nebensatz. Das sieht zum Beispiel so aus, fett hervorgehoben:

„Ich mag Spinat, Brokkoli, der noch schön knackig ist, und Zucchini“.

Auch hier beschreibe ich den Brokkoli näher: Ich mag den Brokkoli, der noch knackig ist. Der Unterschied zu oben: Hier ist die nähere Beschreibung ein vollständiger Satz, der eingeschoben ist.

Wir haben jetzt also zwei Satzebenen:

  • Hauptsatz „Ich mag Spinat, Brokkoli und Zucchini“.
  • Nebensatz „Der ist noch schön knackig“.

Um mehrere Satzebenen voneinander abzugrenzen brauchen Sie Kommas, auch wenn nach dem Ende einer Satzebene ein „und“ steht!

In diesem Beispiel wäre in vergessenes Komma nicht tragisch, sondern „nur“ ein Zeichensetzungsfehler. Manchmal kann ein vergessenes Komma am Ende einer Satzebene auch den Sinn eines ganzen Satzgefüges verzerren. Ein berühmtes Beispiel dafür ist die „entgleiste Kuh“ von Wolf Schneider:12001, S. 172

„Der Zug überfuhr die Kuh, die auf dem Bahndamm stand und entgleiste“.

In diesem Satz fehlt ein Komma, und zwar vor dem „und“. Das heißt, dass die Wörter „stand“ und „entgleiste“ als gleichrangig angesehen müssen und durch das „und“ verbunden werden. Sprich: Die Kuh stand und entgleiste. Der Zug überfuhr sie nur. Erinnern Sie sich noch an oben?

Erst dann, wenn das Komma vor das „und“ kommt ist der Satz korrekt:

„Der Zug überfuhr die Kuh, die auf dem Bahndamm stand, und entgleiste“.

Mit Komma abgegrenzte Infinitivgruppen

Eine Infinitivgruppe erkennen Sie dran, dass sich ein „zu“ darin befindet. Aber das ist noch nicht alles; Sie werden auch die Grundform eines Verbs sehen, einen Infinitiv (deshalb heißt die so). So sieht das aus:

„Ich mag Spinat, Brokkoli, um nur wenige zu nennen, und Zucchini.“

Da sehen Sie es: ein „zu“ und eine Grundform („nennen“) – eine typische Infinitivgruppe. Infinitivgruppen werden oft mit einer sogenannten „Konjunktion“, einem Bindewort eingeleitet.

Bei folgenden Konjunktionen muss ein Komma vor und nach die Infinitivgruppe:

  • als
  • anstatt
  • außer
  • ohne
  • statt
  • um

Da haben Sie keine andere Wahl. Also gilt:

Sobald Sie eine Infinitivgruppe mit einem Komma vom Satz abgrenzen, brauchen Sie Kommas, auch wenn vor dem Ende der Gruppe ein „und“ steht!

Eine angefügte Ergänzung oder Erläuterung

Bisher haben wir uns im Satz selbst aufgehalten. Nun gehen wir nach außen. Wir können nämlich auch Ergänzungen und Erläuterungen an den Satz fügen, natürlich mit Komma abgegrenzt:

“Ich mag Spinat, Brokkoli und Zucchini, und zwar dampfgegart“.

Klarer Fall: Hier wird ein Komma vor das „und“ gesetzt, und zwar, weil es nicht anders geht. Hier handelt es sich um eine zusätzliche Erläuterung über den gesamten Satz, Sie beantworten die Frage: „Wie mag ich Spinat, Brokkoli und Zucchini?“ mit „[…] dampfgegart““.

Auch dann, wenn die Erläuterung mit „und das“ begonnen wird, kommt ein Komma davor:

“Ich mag Spinat, Brokkoli und Zucchini, und das schon seit langem“.

Übrigens: Die Erläuterung und die Ergänzung können natürlich auch direkt im Satz vorkommen:

“Ich, und das weißt du auch, mag Spinat, Brokkoli und Zucchini“.

Dieser Satz ist natürlich stilistisch misslungen, weil man ihn schnell für eine Aufzählung halten kann. Er verdeutlicht aber, dass auch in diesem Fall ein Komma vor das „und“ muss.

Also:

Sobald Sie eine Erläuterung oder Ergänzung mit „und“, „und das“ oder „und zwar“ zum Satz hinzufügen, brauchen Sie ein Komma davor!

Zusammenfassung

Ich fasse die Regeln noch einmal zusammen:

Sie setzen bei Beschreibungen und Erläuterungen eines Satzteils ein Komma vor das „und“:

  • bei einer Apposition:
    • “Ich mag Spinat, Brokkoli, mein Lieblingsgemüse, und Zucchini“.
  • bei einem Nebensatz:
    • “Ich mag Spinat, Brokkoli, der noch schön knackig ist, und Zucchini“.
  • bei einer Infinitivgruppe (mit „als“, „anstatt“, „außer“, „oder“, „statt“ und „um“):
    • „Ich mag Spinat, Brokkoli, um nur wenige zu nennen, und Zucchini“.
  • bei einer Erläuterung oder Ergänzung:
    • “Ich mag Spinat, Brokkoli und Zucchini, und zwar dampfgegart“.

Wenn Sie sich an diese Regeln halten, können Sie einen Großteil Ihrer Zeichensetzungsfehler vermeiden.

Literatur

Schneider, W. (2001). Deutsch für Profis. Wege zu gutem Stil. 24. Auflage. München: Wilhelm Goldmann Verlag.

Mehr über das Komma finden Sie in Teil 2.

Anmerkungen

Anmerkungen
1 2001, S. 172