Hier finden Sie die Antwort auf eine Frage, die Sie sich bestimmt schon mal gestellt haben: Schreibt man nach einem Doppelpunkt groß oder klein?
Einige Rechtschreibregeln im Deutschen sind kompliziert. Bei der Groß- oder Kleinschreibung nach einem Doppelpunkt ist das anders: Es gibt nur drei einfache Regeln. Wenn Sie die verstanden haben, können Sie einen häufigen Rechtschreibfehler in Zukunft vermeiden.
Hier die drei Regeln:
- Sie schreiben nach einem Doppelpunkt groß, wenn wörtliche Rede oder eine wörtlich wiedergegebene Textstelle folgt (also ein Zitat).
- Sie schreiben nach einem Doppelpunkt groß, wenn ein vollständiger Satz folgt.
- Sie schreiben nach einem Doppelpunkt klein, wenn ein einzelnes Wort oder ein unvollständiger Satz folgt.
Diese drei Regeln schauen wir uns jetzt an.
Groß nach Doppelpunkt bei wörtlicher Rede oder Zitat
Sie schreiben nach einem Doppelpunkt groß, wenn danach wörtliche Rede folgt. Beispiel:
Amanda sagte: „Ich will dich nie wiedersehen!“
Auch bei einem Zitat, also einer wörtlich wiedergegebenen Textstelle, schreiben Sie groß:
Artikel 1 des Grundgesetzes lautet: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“
Das war doch ganz einfach, fast schon langweilig. Spannender wird es bei der nächsten Regel:
Groß nach Doppelpunkt bei vollständigem Satz
Sie schreiben nach einem Doppelpunkt groß, wenn ein vollständiger Satz folgt. Beispiel:
Bitte beachten Sie: Im Winter wird der Weg bei Schnee nicht geräumt!
Jetzt fragen Sie sich bestimmt: Woran erkenne ich, ob ein Satz vollständig ist? Die Frage, was ein Satz ist und was nicht, ist so spannend, dass sie einen eigenen Blog-Artikel verdient. Deshalb hier nur eine Kurzantwort:
Ein Satz ist vollständig, wenn ein Verb darin ist.
In diesem Fall ist das „wird“:
Bitte beachten Sie: Im Winter wird der Weg bei Schnee nicht geräumt!
In der Schule haben Sie Verben bestimmt als „Tun-Wort“ kennengelernt: Ein Verb ist ein Wort, das ausdrückt, dass jemand etwas macht oder dass etwas gemacht wird. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Doch das würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen.1Falls es Sie interessiert: Matthias Granzow-Emden schreibt in seinem Buch „Deutsche Grammatik verstehen und unterrichten“ mehr darüber.
Klein nach Doppelpunkt bei einzelnen Worten oder unvollständigem Satz
Bitte beachten Sie: keine Schneeräumung im Winter!
Hier finden Sie kein einziges Verb. Also ist das kein vollständiger Satz. Deshalb wird nach dem Doppelpunkt kleingeschrieben.2Laut der Gesellschaft für deutsche Sprache können Sie von dieser Regel übrigens eine Ausnahme machen: nämlich dann, wenn der unvollständige Satz auch ohne Verb eine ähnliche Bedeutung wie ein vollständiger Satz hat. Beispiel: „Der Arm ist nicht gebrochen: Alles in Ordnung!“ statt „Der Arm ist nicht gebrochen: alles in Ordnung!“. Doch das müssen Sie nicht. Mit Kleinschreibung fahren Sie bei einem unvollständigen Satz immer richtig.
Diese Regel gilt auch, wenn nach dem Doppelpunkt ein Nebensatz steht:
Klein nach Doppelpunkt vor Nebensatz
Auf unser Beispiel übertragen:
Bitte beachten Sie: dass der Weg bei Schnee im Winter nicht geräumt wird.
Hier taucht zwar wieder das Verb „wird“ auf. Doch weil es am Ende des Satzes steht und wir am Anfang mit „dass“ einen Nebensatz einleiten, wird auch hier nach dem Doppelpunkt kleingeschrieben. Denn: Ein Nebensatz ist kein eigenständiger Satz, sondern einem Hauptsatz untergeordnet. Und fällt deshalb in die Kategorie „unvollständiger Satz“.
Ebenfalls klein wird nach einem Doppelpunkt geschrieben, wenn eine Aufzählung folgt.
Klein nach Doppelpunkt vor Aufzählungen
Johann hatte alles verloren: sein Geld, seine Hose und seine Selbstachtung.
Auch hier finden wir nach dem Doppelpunkt kein Verb, sondern eine Aufzählung: „sein Geld, seine Hose und seine Selbstachtung“. Und weil man Pronomen wie „sein“ kleinschreibt,3Es sei denn, sie stehen am Satzanfang, aber das ist hier nicht der Fall geht es nach dem Doppelpunkt auch klein weiter.
Anders sieht es aus, wenn nach dem Doppelpunkt ein Wort folgt, das immer großgeschrieben wird:
Johann hatte alles verloren: Geld, Hose, Selbstachtung.
„Geld“, „Hose“ und „Selbstachtung“ sind Substantive. Und die werden immer großgeschrieben. Auch nach einem Doppelpunkt.
Die Regel gilt auch bei freigestellten Listen:
Johann hatte alles verloren:
- sein Geld
- seine Hose
- seine Selbstachtung
Die Gg-Regel
Um korrekt klein oder groß nach einem Doppelpunkt zu schreiben, können Sie sich die Gg-Regel merken:
Folgt nach einem Doppelpunkt ein Ganzsatz, wird großgeschrieben.4Die Anregung zu dieser Regel verdanke ich Steffi Staadens empfehlenswertem Buch „Rechtschreibung und Zeichensetzung endlich beherrschen“.
So können Sie in Zukunft einen sehr häufigen Rechtschreibfehler vermeiden.
Literatur
Granzow-Emden, M. (2019). Deutsche Grammatik verstehen und unterrichten (3. Auflage). Tübingen: Narr Francke Attempto.
Staaden, S. (2016). Rechtschreibung und Zeichensetzung endlich beherrschen (2., überarbeitete und erweiterte Auflage). Paderborn: Ferdinand Schöningh.
Bleiben Sie dran: Hier erfahren Sie mehr über Zeichensetzung:
Anmerkungen
↑1 | Falls es Sie interessiert: Matthias Granzow-Emden schreibt in seinem Buch „Deutsche Grammatik verstehen und unterrichten“ mehr darüber. |
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↑2 | Laut der Gesellschaft für deutsche Sprache können Sie von dieser Regel übrigens eine Ausnahme machen: nämlich dann, wenn der unvollständige Satz auch ohne Verb eine ähnliche Bedeutung wie ein vollständiger Satz hat. Beispiel: „Der Arm ist nicht gebrochen: Alles in Ordnung!“ statt „Der Arm ist nicht gebrochen: alles in Ordnung!“. Doch das müssen Sie nicht. Mit Kleinschreibung fahren Sie bei einem unvollständigen Satz immer richtig. |
↑3 | Es sei denn, sie stehen am Satzanfang, aber das ist hier nicht der Fall |
↑4 | Die Anregung zu dieser Regel verdanke ich Steffi Staadens empfehlenswertem Buch „Rechtschreibung und Zeichensetzung endlich beherrschen“. |